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Stichworte zu Person & Arbeit
"Jeder Zentimeter eines Bildes soll interessant sein."
Afrikanischer Zyklus: Zusammenfassung der unzähligen Werke mit afrikanischen Inhalten - meist aus der Tierwelt. Zebras, Löwen, Elephanten, Giraffen und natürlich Antilopen tauchen immer und immer wieder in den Bildern des Malers auf.
Ausbildung: Viel gezeichnet und gemalt hat Paul Schurr schon als Kind, in der Schule war Kunst eines seiner wenigen guten Fächer. Sehr viel vom "Handwerk" des Malens und Gestaltens hat er aber erst während seines Magisterstudiums der Kunsterziehung an der Universität Augsburg gelernt. Von 1986 bis Ende 1993 besuchte er dort allemöglichen praktischen Kurse, wobei er zugegebenermaßen erst ab 1991 im Anschluss an die große "Waitomo"-Reise mit ganzer Leidenschaft studierte.
Vorher war das Studentsein im Allgemeinen weitaus interessanter als die Inhalte im Speziellen. 1993 beendete Paul das Studium, weil er an der Universität nichts mehr dazulernen konnte. (Einen Abschluss gibt es nicht, der war ihm aber auch nie wichtig - obgleich er wohl gerne eine Magisterarbeit über die harmonistische Philosophie geschrieben hätte. Dass die zuständige Professorin verneinte, war schade, ... "doch wer weiß, vielleicht hätte ich anderenfalls niemals den Roman "Waitomo" geschrieben", meint er heute dazu.)
Cafe Marrakech: siehe Stichwort "Werkstatt"
DiMoLa / DiMoLa-Technik: "DiMoLa" steht für " Digitale Motiv Lasur". Paul Schurr umschreibt damit eine besondere Computertechnik zur Bearbeitung des Untergrundes für eine spätere Graphik: Eine eingescannte/digitale Vorlage wird dazu auf dem PC in mehreren Schritten entsprechend bearbeitet. Am Ende dieser Vorarbeit liegt ihm ein stark aufgehellter, lasurartiger Computerausdruck vor, der anschließend mit Bleistift oder anderem Zeichenmaterial weitergestaltet wird. Arbeiten auf "DiMoLa"-Basis sind graphische Unikate. Entwickelt hat er das Verfahren autodidaktisch in den frühen 2000er Jahren.
Künstlerkollegen: Tatsächlich kennt Paul Schurr nur wenige andere Künstler persönlich etwas näher. Einer von ihnen ist Alfred Glocker, ein faszinierender Surrealist aus Augsburg, der andere Danny Man. Letzterer ist nicht nur der leibliche Vater seiner Stieftochter Juleen und daher häufiger und gern gesehener Gast; er ist unter seinem Künstlernamen Codeak wohl auch zu einem der besten Graffitikünstler unserer Zeit avanciert. Paul schätzt vor allem die philosophischen (Kunst-) Gespräche, die die beiden ab und an führen.
Linien und Flächen: Wenn es überhaupt ein Stilmittel geben sollte, das "typisch" für Paul Schurrs Werk genannt werden kann, so ist es das Zusammenspiel von Flächen und Linien. Mit ihnen versucht er häufig Verbindung wie auch Trennung von Motiv und Umfeld zu schaffen und die Zusammengehörigkeit aller Bildteile zu verdeutlichen. Zudem hat sich aus der Graphik sein künstlerisches Werden entwickelt, erst in den späten 80er Jahren wandte sich Paul verstärkt der Malerei und somit der flächigen Gestaltung zu.
Kunstästhetisch betrachtet symbolisieren ihm graphische Elemente (Linie) das Feine, das Einzelne, den Mikrokosmos; Flächen stehen dagegen für das Grobe, das Ganze, den Makrokosmos.
Materialien: Abtönfarben, Künstlertuschen und Acryllack sind Pauls bevorzugte Malmittel, mit Ölfarben hat er dagegen bis dato kaum gearbeitet, In der Graphik sind es Blei-, Holz- und wasserfeste Filzstifte, vor allem aber auch Kugelschreiber, die er sehr gerne einsetzt.
Daneben werden unterschiedlichste Materialen zur Collagezwecken benutzt. Um ein Gemälde plastisch werden zu lassen, hat der Künstler in der Vergangenheit bevorzugt Nylonstrümpfe (die "Wasser"-Serie, "Sintermuster am Rand des Champagne Pool", "Grapefruit Moon", "Skin" usw.) und Flüssigkunststoff aus der Heißklebepistole (die "Wasser"-Serie, "Sydney", "Portait von Tobias Rößle") benutzt.
Namibprinzip / Namibisieren: Persönliche Stilrichtung/Wortkreation, die sich ausdrückt in der "Reduzierung von Form und Inhalt, um das Wesentliche zu betonen". Sie ist benannt nach einer gleichnamigen, dreiteiligen Bilderserie aus dem Jahr 2001, in der ein Wüstenmotiv (aus der Namibwüste) von Arbeit zu Arbeit weiter vereinfacht wird, bis nur noch die wesentlichen Formen und Farben übrig bleiben. Das "Namibisieren" kann sich auf die Form des Objektes beziehen, auf den Inhalt der Komposition oder auch die Farbigkeit.
Der Künstler: "Diese Art der Arbeit kann im Grunde nur den Namen einer Wüste tragen; denn nirgendwo scheint die Reduzierung der Dinge auf ihre wesentlichen Merkmale und Bedeutungen spürbarer zu sein als dort."
Den Begriff selbst verwendet Paul Schurr sehr oft - inzwischen auch in Bezug auf andere Lebensbereiche.
Nylon / Nylonstrümpfe: Seit er die leinwandartigen Eigenschaften des Materials entdeckte, dienen Feinstrumpfhosen oder Nylonstrümpfe dem Künstler regelmäßig als Malgrund bzw. plastisches Gestaltungsmittel. So verwendet er Nylon z.B. in vielen Wasserbildern, um Wirbel oder andere Bewegungen darzustellen, aber auch gerne für Oberflächenstrukturen anderer Bilder. In früheren Arbeiten hat er Nylon zudem unberarbeitet eingesetzt. Bedingt durch die enorme Elastizität lassen sich damit Flächen unterschiedlicher Dichte/Schattierung schaffen und somit interessante Wirkungen erzielen.
Penrose-Dreieck: Diese unmögliche geometrische Figur - auch als "Tribar" bezeichnet - verwendet Schurr immer wieder gerne in seinen surrealistischen Kompositionen. Dieser klassische "Planidagk" (Erklärung s.u.) besteht aus drei Balken, die im rechten Winkel zueinander stehen und dennoch ein Dreieck bilden, was nach den Gesetzen der Geometrie aber unmöglich ist.
Benannt ist das Dreieck nach dem Mathematiker Roger Penrose, der es um 1954 "wieder"-erfand; denn bereits um 1934 hatte der schwedische Künstler Oscar Reutersvärd einen solchen "Tribar" dargestellt, doch wurde man auf dessen Werk erst in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts aufmerksam.
Planidagk: Bei der Bezeichnung Planidagk (Mehrzahl: die -en) handelt es sich im Grunde lediglich um eine Abkürzung für: "PLAstisch NIcht DArstellbarer Geometrischer Körper".
Fasziniert von optischen Illusionen findet man diese nur in der Zweidimensionalität möglichen geometrischen Figuren schon seit den 90er Jahren ( "Danksagung"/1997, "Die Zeiten ändern sich"/2001 usw.) in Schurrs Werk, aber erst ab Ende der 2000er Jahre rücken Planidagken intensiver in den Focus seiner Arbeiten.

Possibilitätsrealismus: Diese persönliche Wortkreation dient der Beschreibung vieler Kompositionen des Malers. Denn im Gegensatz zu den meisten Werken des Surrealismus zeigen viele seiner Bilder keine "unmöglichen" Inhalte, sondern lediglich sehr "unwahrscheinliche". Das heißt, die dargestellten Kompositionen werden sich in der Realität kaum ergeben, doch rein theoretisch könnten sie tatsächlich zu finden sein bzw. arrangiert werden. Daher bezeichner er sie eben gern als possibilitätsrealistisch ( = Darstellung einer äußerst unwahrscheinlichen, aber nicht unmöglichen Wirklichkeit). Beispiele sind "Nashorn und Wüste", "Die Giraffen von Pernes les Fontaines", "Die Last über Ägypten" oder "Letzter Tag am Strand".
Man könnte diese Kunstrichtung natürlichauch anders benennen - z.B. "Eventualismus" oder "Possiblismus" -, aber diese Begriffe gab es bereits. Oder man gibt ihr gar keinen Namen - was wahrscheinlich das Beste wäre.
Doch den Begriff "Possibilitätsrealismus" findet Paul inzwischen ganz okay (er hört sich so schön wissenschfatlich an), und er hat sich auch in seinem künstlerischen Umfeld tatsächlich etabliert, fast so sehr wie der Begriff vom "Namibprinzip".

"Die Giraffen von P. l. Fontaines", 2001 "Letzter Tag am Strand", 2000
"Poesie in Bildern - Farbe in Worten":
"Meine Lust zu schreiben macht freilich nicht vor der Malerei halt, Lyrik und bildnerisches Schaffen inspirieren sich gegenseitig, bisweilen ganz offensichtlich." (Paul, 2003)
So gaben und geben Gemälde immer wieder Anstoss für ein späteres Gedicht ("Das Warten", "Die Last über Ägypten"), manchmal ist es aber auch umgekehrt wie beispielsweise in "Meinesgleichen" oder in den beiden Versionen von "Satt". In der zweiten Umsetzung von "Satt" ist der Text sogar wichtiger Bestandteil des Gemäldes selbst geworden, die Verse sind dort über das komplette Bild geschrieben.
Surrealismus: (Dudendefinition: "Richtung der modernen Literatur und Kunst, die das Unbewusste und Traumhafte künstlerisch darstellen will.")
Der Künstler: "Ich mag die Surrealisten, mag das riesige Potential an Phantasie hinter den Bildern eines Dali oder Lettl. Immer wieder schaffe ich deshalb selbst surreale Arbeiten. Dabei tauchen Motive wie z.B. zerschnittene Figuren ("Respektvolle Begegnung unter dem Mond / 2003) oder in der Realität unmögliche geometrische Körper (Die Zeiten ändern sich / 2001 od. "Ankunft der Argonauten" / 2008) immer wieder auf; andere Ideen bleiben freilich einmalig, so wie das in der Welt der Phantasie üblich ist."
Tribar: Siehe Stichwort "Penrose-Dreieck"
Waitomo: Titel des autobiographischen Romans über jene Große Reise des Künstlers im Frühjahr 1991, auf der er die "Harmonistische Lehre" entwickelte und in deren Anschluss er wirklich zu malen begann.
Waitomo selbst ist ein Ort auf der Nordinsel Neuseelands. Dort fand die grundsätzliche Formulierung des "Harmonismus" am 2. April 1991 seinen Abschluss.
Werkstatt: In der Wohnung des Künstlers in "Fernland"/Neusäß gibt es ein eigenes Atelierzimmer, das ca. 16qm große "Pondok", das mit einer großen Wandstafflei und passender Scheinwerferbeleuchtung ausgestattet ist. Leider verfügt es nur über ein schlechtes Tageslicht, dennoch fühlt sich Schurr wohl und malt dort die meisten seiner Bilder. Nur ein Jahr lang (1999) hatte er im Augsburger Kulturhaus "abraxas" zusätzlich ein Atelierzimmer angemietet, doch obwohl die räumlichen Bedingungen dort ideal waren, hatte er es nur wenig benutzt (für "Red Hartebeest" und "Regenwald bei Nacht").
Für Plastische Arbeiten (z.B. für seine Holzkonstruktionen) oder den Bau von Bilderrahmen bzw. andere grobhandwerkliche Arbeiten muss Paul das Haus ebenfalls nicht verlassen. Denn dazu nutzt er das "Cafe Marrakech", einen Kellerraum, in dem Werkstatt und Partyraum kombiniert sind.
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